Best of… Mai 2009


2002. WWE gab bekannt, seine beiden Hauptshows Smackdown und RAW fortan zu trennen. Wrestler würden aufgeteilt werden und von nun an exklusiv in ihrem jeweiligen Brand auftreten. Des Weiteren führte man Präsidenten ein, die die jeweiligen Shows leiten sollten. Für RAW war dies Ric Flair und für Smackdown Vince McMahon. Zunächst trat der WWE Champion bei beiden Shows auf. Prominenteste Draft Picks waren für RAW The Undertaker und für Smackdown The Rock. Später verpflichtete sich der WWE Champion Brock Lesnar, seinen Gürtel exklusiv für die blaue Show zu verteidigen, was die Rostertrennung komplettierte. Triple H wurde vom zwischenzeitlich ernannten General Manager Eric Bischoff zum RAW Champion ernennt. Die Leitung von Smackdown übergab Vince McMahon seiner Tochter Stephanie McMahon.
2004. Man veranstaltete die erste Draft Lottery, bei der jeder General Manager insgesamt 6 Superstars der anderen Show auswählen durfte, die das Roster wechselten. Größte Sensation war der Wechsel von „Mr. RAW“ Triple H zum B-Brand, der jedoch im Austausch gegen gleich drei Wrestler nur wenige Tage nach der Lottery wieder aufgehoben wurde. Einzig nennenswerter weiterer Draft war Shelton Benjamin, der so seinen ersten Singles-Push erhielt, indem er gleich nach seinem Split von Charlie Haas Triple H in seinem RAW-Debüt besiegen durfte. Insgesamt wechselten 18 Wrestler das Roster, die Folgen waren speziell im Main Event überschaubar.
2005. Erstmals zog sich die Draft Lottery über einen ganzen Monat hin und es wurden ebenso erstmals wirklich eine Reihe prominenter Namen gewechselt. WWE Champion John Cena war als erster Draft Pick für RAW eine wahre Sensation. Das Ungleichgewicht, dass nun beide Titel bei RAW waren, wurde durch den finalen Draft des World Champions Batista in den Smackdown-Brand wieder ausgeglichen. Mit Rob Van Dam, Big Show und Kurt Angle bekam der rote Brand noch drei weitere Big Names zugelost, während sich Smackdown hauptsächlich mit Midcardern zufrieden geben musste. Erstmals kam laute Kritik auf, die Lottery würde Smackdown immer weiter zu RAW’s Gunsten schwächen und es immer weiter zum B-Brand degradieren.
2006. Der kleinste Draft der Geschichte begründete sich durch die Wiedereröffnung der ECW als eigenen WWE-Brand. General Manager Paul Heyman durfte sich jeweils einen RAW und einen Smackdown-Superstar auswählen und pickte mit RVD und Kurt Angle zwei absolute Big Names. Erstgenannten erklärte er nach seinem WWE-Championship-Gewinn über John Cena beim zweiten One-Night-Stand-PPV gleichzeitig zum ECW Champion.
2007. Erstmals fand die Draft Lottery zwischen drei WWE-Brands statt. Die Shows mussten sich ihre Drafts in einer dreistündigen RAW-Show erkämpfen – es waren nicht mehr die General Manager, die frei wählen durften. Erneut verzichtete man auf die ganz großen Namen. Wieder standen einigen Upper-Midcard-Drafts wie Bobby Lashley, Ken Kennedy und Booker T für RAW wieder nur weit unprominentere Namen wie The Great Khali oder Chris Masters für Smackdown gegenüber. ECW spielte eine absolut untergeordnete Rolle und verlor mit Lashley gar seinen aktuellen Champion. Erneut klangen die Stimmen lauter denn je, die Smackdown immer weiter geschwächt sahen.
2008. Die bisher größte Draft-Sensation tradete Triple H in die B-Show Smackdown – und dieses Mal blieb er dort auch für eine Weile. Auch weitere Main Eventer fanden eine neue Heimat. Während Triple H für Smackdown neben Midcardern wie dem verjobbten Umaga keine Big Names bekam, verstärkten fortan Batista, Kane, CM Punk und Rey Mysterio den roten Brand. Speziell nach dem Jahresende begann man, den Rostersplit immer weniger ernst zu nehmen, um seine Jubiläums-Ausgabe von WrestleMania ordentlich aufbauen zu können. Wieder spielte Smackdown die untergeordnete Rolle, da fast alle Fehden mit größerem Augenmerk am Montag vorbereitet wurden. ECW fand erneut kaum Beachtung und bekam in der Draft Show mit Matt Hardy sogar nur einen einzigen Pick.

2009. Im größten Draft aller Zeiten wechselten ganze 36 Wrestler und Diven Ihre Heimat. Erstmals wechselten auch Midcard-Champions samt Titel die Brands, so verschlug es bspw. den Intercontinental Champion Rey Mysterio zu Smackdown, während MVP samt US Title zum Montag wechselte. Die Damenchampions tauschten ebenso ihre Brands wie die eindeutigen Tag Team Champions Carlito und Primo. Ansonsten wurden viele Vorjahresdrafts wieder aufgehoben, so auch das kurz Gastspiel von The Game, der wieder in seine Heimat RAW zurückkehrte. Erstmals hatte man jedoch das Gefühl, dass es zumindest nach Papierlage keinen eindeutig erkennbaren Sieger bei der Lottery gab, einzig die ECW-Drafts fielen mal wieder arg in Sachen Bedeutsamkeit gegenüber der Hauptshows zurück. Erst die Wochen nach der Lottery sollten also wirklich beweisen, ob es wieder mal Smackdown und ECW waren, die sich zum Wohle ihres großen Bruders und Lieblingskind des Papas Vince McMahon schwächen lassen mussten.

Und Zack – wir sind im Jetzt. Die Sonne scheint, Wolfsburg ist Meister, Raab wurde geschlagen, es gibt ein neues nächstes deutsches Topmodel und es sind knapp vier Wochen seit der Umsetzung des WWE Drafts vergangen. Ja, und eigentlich sollte es doch nun möglich sein, ein Resumee über die Gewinner und Verlierer des Drafts zu ziehen. Und eh ihr’s Euch verseht, seid ihr mitten drin, denn bei einer Bewertung des vergangenen Monats geht eigentlich kein Weg am Draft vorbei, denn weitaus mehr als jemals zuvor gab uns Vince McMahon in diesem Jahr das Reset-Gefühl und aus genau diesem Grund versuche ich mich nach dieser mörderisch langatmigen Einleitung in hoffentlich etwas kürzeren Abrissen mit den Geschehnissen in Sachen Storylines und Gimmicks auseinander zu setzen. Viel Zeit ist vergangen, vieles ist neu und manches leider immer noch beim alt. Und das ist das Best Of:


Beste Storylines und Fehden
1. Die Finanzkrise erreicht WWE – oder „Warum es so schwer ist, sein Geld abzuheben“
2. Jack Swagger gefangen im Körper eines Vierjährigen – oder „Ich geh hier nicht weg“
3. The Hart Trilogy has finally arrived – oder „Warum man rosa wieder tragen kann“

Ganz ehrlich, ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass man CM Punk tatsächlich seinen zweiten Run als Mr. Money in the Bank gönnen würde. Er war nur leidlich gepusht, hatte seit seinem letzten Titelgewinn kaum eine ernstgemeinte Storyline und befand sich vom Standing her weit hinter Teilnehmern wie bspw. MVP oder Christian und sogar John Morrison oder Kane, denen ich einen Sieg noch weitaus mehr zugetraut hätte. Aber nein, Punk holte sich den Koffer und marschierte mit diesem direkt per Draft in den Smackdown Brand. Vergleicht man seine Chancen, hier erfolgreich in den Main Event gepusht zu werden mit denen des Vorjahres, kann man nicht anders, als sich vor den Entscheidungsträgern zu verbeugen. Nach einer kurzen Geschichte mit Kane, bei der es Niederlagen wie auch Siege für beide Männer gab, überraschte Punk mit einem sehr frühen Einlösen seines Koffers nach einem noch viel überraschenderen cleanen Sieg über den WWE Champion Edge – doch noch bevor es zur Einlösung kam, kehrte Umaga zurück und zerstörte Punk. Ein tolles Szenario, das die Smackdown-Events auch über die Folgewochen trug und das Standing gleichermaßen von Umaga als auch von Punk festigte. Neben der Tatsache, dass man dem Samoan Bulldozer damit ein erfolgreiches Comeback bescherte und CM Punk trotz der zwei PPV-Niederlagen immer stärker darstellte, schaffte man durch das MitB-Szenario noch einen absoluten Spannungspunkt, der jede Show aufwertete. Ja, und als sei das noch nicht genug, verband man so noch zwei seiner Hauptstorylines – genau genommen mit Jericho/Mysterio sogar noch eine dritte, was wirklich unglaublich nah an die Booking-Perfektion grenzt. Ich bin begeistert.

Das hatte schon wirklich was, die Situation damals, als ECW Champ Jack Swagger all seinen Mut zusammen nahm und Hornswoggle herausforderte – dann aber Christian zu seinem Comeback noch vor WrestleMania bei ECW erschien. Nicht etwa in der Hardy-Fehde oder im Edge-Triple. Er kam in die C-Show und der gemeine Fan schrie „Buh“. Doch wenn man nun betrachtet, was daraus wurde, dann ruft es derselbe Fan zwar immer noch, aber nicht mehr wenn er die ECW Shows betrachtet, sondern wenn er in den Spiegel sieht. ECW wurde zur Peep Show und Christian trägt den kleinen Brand auf eine wahrlich neue Ebene in die wohl beste Zeit seit ihrem Bestehen. So gut ein Face aber auch ist – er wäre nichts ohne den starken Heel an seiner Seite. Wenn man sich die kurze Karriere von Jack Swagger und seine ersten unaussagekräftigen Wochen mal betrachtet, da grenzt es an eine Sensation, wie dieser Kerl heute in den ECW-Shows agiert. Die PPV-Matches zwischen Christian und Swagger waren allesamt Showstealer. Ihre Promos regieren und ganz besonders durch die Einbeziehung von Tommy Dreamer und der Erweiterung der Situation zu einem Dreieck ist eine interessante Weiterführung fast schon garantiert. WWE kam hier ohne den Draft aus, um eine tolle Geschichte zu erzählen und ich liebe es, dass man Swagger eben diese Chance gibt – ihn also nicht nach seinem ersten Erfolg am Dienstag Abend sofort auf RAW oder Smackdown loslässt, sondern ihm genau diese Zeit und diese Geschichte gibt, um noch weiter bei ECW zu wachsen. Christian macht einen sensationellen Job, Dreamer sowieso und Jack Swagger ist jetzt schon nicht mehr als „Rookie des Jahres“ zu schlagen.

Keine Ahnung, wann es das schon mal gab – oder ob es das überhaupt schon mal gab – aber nun kommt bei der Kategorie der besten Storylines die zweite aus dem Extremen Brand. Eine kleine Recherche später: Tatsächlich, das gab’s noch nie. Oftmals ist es ja so, dass man bei einem Draft und der Bewertung eben dieses nur denjenigen betrachtet, der eine neue Heimat findet, nicht aber denjenigen, der zurückbleibt. Versucht man also zu bewerten, wie sinnvoll der Trade von Hornswoggle von ECW zu RAW war, dann sollte man weniger auf das Goldust-Szenario schauen, sondern vielmehr auf die Tatsache, dass Finlay nun endlich wieder ein kämpfender Ire ist und sich in einer interessanten Geschichte befindet, bei der er mittendrin ist, drei junge Stars auf hervorragende Art und Weise aufzubauen. Finlay und das was er tut interessiert mich plötzlich wieder. War Horny’s Trade also ein Erfolg? Scheiße, ja, das war er. Finlay alleine trägt aber natürlich nicht die Debüt-Story der Hart Trilogy, denn sowohl Tyson Kidd, DH Smith als auch Natalya machen einen tollen Job. Tyson Kidd zieht wunderbare Reaktionen und hat ein beachtliches Charisma, das ich ihm und seiner fragwürdigen Frisur anfangs beleibe nicht zugetraut hätte. Smith ist ein fantastischer In-Ring-Worker und hat mich als Matwrestling-Fan zusammen mit Finlay bei seinem Debüt beinahe ins Land der Träume befördert. Natalya spielt zudem die Rolle des Valets nahezu perfekt und interagiert hervorragend mit ihren Partnern und Gegnern. Hart Trilogy, Finlay – egal, was kommt, ich freu mich drauf.


Schlechteste Storylines und Fehden
1. Die Frau im Manne – oder „Warum Vickie Guerrero auf einer PPV-Card so viel verloren hat wie ein Pferd beim Kegeln“
2. Die Belanglosigkeit der Legacy – oder „The kids aren’t allright“
3. Big Show macht die Lampen aus – oder „…und es hat ZOOM gemacht.“

Lassen wir kurz Revue passieren, warum Santino Marella nach seinem so unglaublich in die Dütt gegangenen Debüt immer noch einen WWE-Vertrag hat und regelmäßig TV-Time und PPV-Auftritte bekommt: Man turnte ihn Heel und gab ihm ein Comedygimmick, dass er beispiellos sensationell verkörperte. Nunja. Bei WrestleMania zog man ihm Frauenklamotten an, was ja bereits Männern wie Goldust, Vito, Chyna, Gerald Brisco und Pat Patterson zu ganz großen Ruhm verholfen hat und schuf dadurch immerhin einen kurzfristigen Lacher. Doch leider beließ man es nicht dabei und streckte das ganze wie einen zerkauten Kaugummi. Als wäre Santina nicht schon schlimm genug, bezog man plötzlich auch noch Vickie Guerrero mit ein und krönte das Ganze, als man bei RAW einen Kampf zwischen den beiden um die „Miss WrestleMania“-Krone veranstaltete. Vickie gewann und es sollte eine Titelverteidigung bei Extreme Rules geben. Ein Match von Vickie Guerrero gegen einen Lower-Card-Transvestiten bei einem PPV. Wem es jetzt noch nicht hochgekommen ist, der wird die Ironie in der Bekanntgabe der Match-Stipulation erkannt haben, als sich Santino Marella über Vince Russo’s Booking lustig machte und im selben Satz ein Hog Pen Match bekannt gab. Das wäre, als wenn ich sage „Die Musik von Pur finde ich kacke“ und fange direkt im Anschluss an, Rosenstolz zu summen. Vickie Guerrero steht nun also auf einer PPV-Card und wird vor einem weltweiten Millionenpublikum in Schweinepampe baden. Und ich werde 15 Euro dafür bezahlen, mir das ansehen zu müssen. It’s a weird world.

Was war die Fangemeinde am Anfang euphorisch. Ich vorneweg – man musste wirklich Angst haben, dass ich bei einem kleinen Funken noch mehr Euphorie geplatzt wäre. Ein Second Generation Stable – boah, das klang geil. Ted DiBiase Jr. und Cody Rhodes waren ja bereits gesetzt und machten schon einen guten Job. Es kamen noch Manu hinzu und Spekulationen um die Kinder von Legenden wie Curt Hennig, dem The British Bulldog, Ricky Steamboat, Mike Rotunda und vielen anderen. Als schließlich Randy Orton in einer tollen Aufbau-Geschichte hinzu stieß, waren wir alle kurz vorm Platzen. Die Legacy formierte sich, schmiss Manu raus und ließ Sim Snuka gar nicht erst mitspielen. Tja, soweit so gut. Also, eher… nicht so gut. Denn das war’s. Klar, man schaffte es in kürzester Zeit, eine wirklich intensive Fehde zwischen Triple H und Randy Orton aufzubauen – Ted DiBiase und Cody Rhodes spielten dabei aber eine ebenso bedeutende Rolle wie Alex Christensen un Dita von Teese beim diesjährigen Grand Prix. Sie waren da. Und das war’s. Hätte sich Randy Orton statt der beiden 2nd-Generation-Jungs zwei gesichtslose Bodyguards engagiert – kein Part der Storyline hätte umgeschrieben werden müssen. Eine zweite Evolution ist so weit entfernt. Erinnert sich noch einer an das grausame Stable aus Kurt Angle, Luther Reigns und diesem anderen Typen. Wie hieß der doch gleich? Ah ja, Mark Jindrak. Genau, ihr wisst bescheid. Jeder RAW Main Event besteht aus irgendeinem doofen Handicap Match, bei dem Priceless von Woche zu Woche mehr an Profil verliert. „Legacy“, das kann übersetzt ins deutsche mehrere Bedeutungen haben. Entweder es ist die Hinterlassenschaft – oder es ist eine Altlast. Auch der Million Dollar Man Ted DiBiase hatte Zeiten, in denen er mit einem Steuerfahnder teamen musste und Dusty Rhodes sah aus wie eine Hummel. Momentan stinkt das alles also gewaltig nach Übersetzung Nummer 2.

John Cena gegen Edge – endlich hat WWE mal richtig Kreativität bewiesen. Da haben sie aber mal so richtig tief in die Trickkiste gegriffen. Beeindruckend. Seit Jahren funktioniert John Cena auf genau die Art und Weise, dass man ihn das darstellen lässt, was den Menschen auf den Keks geht und sich damit und seinen Babyface-Charakter gleichsam persifliert und auch stärkt. Egal wie laut die Menschen buhen – Cena bleibt Face. Und die Initialen des geliebten amerikansichen Ausspruchs „Shut The Fuck Up!“ können beileibe auch kein Zufall sein. Um dem Ganzen noch einen drauf zu setzen, band man also den WWE’schen Smartmark-Antichristen mit einem seiner Top-Performer und ergänzte des WrestleMania-Triple noch um einen charakterlosen Fleischberg. Cena siegte, Big Show war aus der Story raus und es gab… Trommelwirbel… Cena gegen Edge. Und „Cena gegen Edge“ ist weniger dieses alljährliche „Hey, toll, ‚Dinner for One‘“-Ding, sondern eher diese „Eine neue Popstars-Staffel. Hm.“-Sache. Dann tauchte Show plötzlich wie aus dem Nichts auf und warf John Cena in irgendeinen riesigen Gegenstand, dessen einziger Sinn darin bestand, Cena’s Sturz abzufedern und dabei zu explodieren (nicht falsch verstehen – ich liebe Explosionen). Der einzige kantenreiche Mann war mit Edge also aus der Storyline raus und es blieben nur noch die beiden Belanglosen übrig. Nun gut, es wäre nicht das erste Mal, dass Big Show und John Cena in harten Gimmickmatch durchaus überzeugen konnten, doch für Extreme Rules setze man an… Tata… ein Submission Match. Ein Submission Match? Ein Submission Match. Bin ich der einzige, den das nicht interessiert?

ECW owns RAW. Smackdown owns RAW. Mehr gibt es in Sachen Storylines nicht zu sagen. Punkt für die blau/graue Connection.


Beste Gimmicks
1. The Miz
2. Chris Jericho
3. Teddy Long

Wenn man Mike Mizanin so betrachtet, dann fühlt man sich doch irgendwie fünf Jahre in der Zeit zurück versetzt und an einen jungen Shelton Benjamin nach dessen ersten Draft erinnert. Damals kam Shelton, bisher nur im Tag Team Bereich unterwegs, zu RAW und bezwang den Überstar Triple H in seinem Debüt-Kampf. Heute kommt The Miz, den alle als klaren Verlierer aus dem Split von John Morrison hervorgehen sehen haben, und legt sich direkt mit John Cena an. Zwar begegnen sich die zwei dabei nicht wirklich oft, aber Miz hat TV-Time, bekommt sogar PPV-Promo-Time und festigt seine Heel-Figur immer weiter – fast schon so, dass ich es bei konsequenter Fortführung nur als Frage der Zeit ansehe, bis er davon vom Publikum mit „Let’s go, Miz!“ –Chants belohnt wird. Stünde er John Cena bei Extreme Rules entgegen – ich schwöre, für mich wäre das mehr Kaufgrund als es eine Paarung aus Big Show und Mr. Thuganomics jemals sein könnte. Miz for Prez – MVP wartet auf Herausforderung und ich fänd’s geil.

Oh Mann, was hat World Wrestling Entertainment bloß all die Jahre ohne Chris Jericho gemacht? Die Fehde mit Shawn Michaels war eine Offenbarung, die darauffolgende Titelregentschaft(en) ein Traum. Es folgte die Geschichte mit den Legenden, bei der es einzig Jericho und zum Ende hin ein wenig Ricky Steamboat zu verdanken war, dass auch hier etwas Großes draus wurde. Ja und dann kam der Wechsel in den Smackdown-Brand und dort schafft es Jericho, dass ich von seiner Rückstufung ins Midcard-Title-Gefilde und vor Allem seine Storyline mit Rey Mysterio plötzlich total überzeugt war. Ich meine, ich hasse Rey Mysterio. Also nicht den vermutlich ganz netten kleinen Kerl hinter der Maske, sondern diesen uninteressanten überpushten Punshing Ball. Verdammt, und ich mag die Fehde zwischen ihm und Jericho und das liegt sicherlich nicht am Intercontinental Champion. Es steht nun endgültig fest, dass Jericho aus Sch**** Gold machen kann – und ob Midcard oder Main Event. Wen interessiert’s denn eigentlich? Hauptsache er hat TV-Time. Momentan hat er die und das herrscht.

Theodore Long ist ein Gott. Und jeder, der etwas anderes sagt ist doof und ich komm nicht zu dem seinem Geburtstag – um es mal in bester Jack Swagger-Manier mit den Worten des vierjährigen Jungen in mir zu sagen. Endlich ist Teddy wieder an der Macht bei Smackdown und ich genieße wirklich jeden Auftritt der Entertainment-Bombe. Was hab ich damals geschimpft, als man den belanglosen Long als Nachfolger auf den Posten von Leuten wie Paul Heyman und Kurt Angle vorstellte – doch zusammen mit Eric Bischoff ist Teddy Long zweifelsohne der beste General Manager der WWE-Geschichte und jeder der es anders sieht ist ein kleines Mädchen. Swagger-Mode OFF.


Schlechteste Gimmicks
1. Vladimir Kozlov
2. Chavo Guerrero
3. John Morrison

Russland ist böse. Und dominant. Und besiegt alles, was nicht… Russland ist. So ungefähr sieht das aktuelle Gimmick von Vladimir Kozlov aus, das man ihm bei ECW auf den Leib schrieb. Eigentlich gar nicht groß anders als zu Beginn seines Smackdown Runs, nur halt ein bisschen weniger Main Eventer und dafür ein bisschen mehr Nikolai Volkoff. Momentan klaut er dem Rest der fantastischen ECW-Truppe Woche für Woche mit Einmarsch, Match und diesen „Russia rules“-Phrasen mehrere Minuten TV-Time und wenn ich dadurch auf Auftritte von Evan Bourne oder Paul Burchill verzichten muss, dann nervt mich das nun mal. Okay, am Ende kommt dann wohl ein neuer Heel-Champion dabei heraus und ich denke, dass er diesen Job auch gut machen wird – aber das Ende ist halt noch hin.

Chavo, Chavo, Chavo. Als Eddie’s kleiner Neffe einst mitsamt seines Cruiserweight Titles zu einer Open Challenge bei einem PPV zum Ring marschierte und Kommentator Michael Cole ihn aufgrund der Vielzahl der Gegner im Nachteil sah, erwiderte JBL: „If your name is Guerrero you never have a disadvantage“. Danach verlor Chavo seinen Gürtel an einen 1,35m-großen Zwerg mit Schuhgröße 12 – was Bradshaw’s Ausspruch auch damals schon ein wenig trübte. Wenn wir uns heute ansehen, wie mit Chavo Guerrero Jr. in den Shows umgegangen wird, dann hat das noch so viel weniger mit dem zu tun, von dem John Bradshaw Layfield damals sprach. Damals betrat Chavo die PPV-Card als verteidigender Champion – heute steht er in der Ecke einer Non-Wrestlerin bei einem Kampf, der im Schweinetrog ausgetragen wird.

Ausnahmslos alles an der Entscheidung, John Morrison zu Smackdown zu draften ruled. Alles, bis auf die Tatsache, wie man ihn zum Face turnte. Nämlich, indem er es auf einmal einfach war. Gut, auch das gab es in der Vergangenheit schon - wenn wir aber mal betrachten, warum es bspw. beim genannten Shelton-Spektakel anno 2004 funktionierte, dann ist klar, warum es bei Morrison nicht klappt. Shelton hatte sofort den größten und mächtigsten Heel als Gegner – dem Publikum fiel es leicht, ihm dabei zuzujubeln, wie er diesen demütigt. Morrison bekommt einen schwachen Charakter, der kurz davor steht ein Tag Team mit dem wohl insgesamt schwächsten Charakter der Liga zu formen. Des Weiteren beraubt man den Shaman of Sexy aller interessanter Facetten und macht ein 80er-Jahre-Sonnenschein-Face aus ihm. Das kann nicht klappen.

Man machte bei Smackdown einen tollen Job mit Umaga, CM Punk, Jeff Hardy und natürlich den genannten. ECW glänzt im Main Event, mit der Hart Trilogy und sogar Gregory Helms in neuer Rolle. RAW zeigt zwar mitThe Miz tolle Ansätze, bringt mich mit dem verschenkten Potenzial von Brian Kendrick und der Legacy aber beinahe zum Kotzen. Auch dieser Punkt geht an Smackdown / ECW.


Wrestler des Monats
1. Christian
2. CM Punk
3. Chris Jericho

Eigentlich sind die Begründungen bei allen drei Nominierten sehr ähnlich, weshalb ich mich einfach mal erdreiste, diese in einem Sammelabsatz zu liefern. Denn entgegen der anderen Ausgaben meiner Kolumne sind sie alle drei keine Männer, die durch uneingeschränkte Dominanz auffällig wurden, die PPVs headlinten, World Championships gewannen oder Main Events bestritten. Diese Männer heißen Edge, Jeff Hardy, Batista und Randy Orton – und doch sehe ich in Chris Jericho, Christian und CM Punk momentan viel stärkere Charaktere. Eindrucksvollere Figuren, die Geschichten erzählen, Präsenz zeigen ohne einem dabei auf den Keks zu gehen. So offensichtlich wie erst kürzlich bei Judgment Day war es selten, dass die Midcard momentan die Shows beherrscht und das liebe ich. Die Zeiten einer Main Event Storyline, bei der alles andere nur Geplänkel ist, sind vorbei und die Gesichter dieses Umbruchs sind Jericho, Punk und Christian.
Jetzt fehlt nur noch, dass auch RAW den Erfolg hinter diesem Konzept erkennt und aufhört ihre Shows mit der Kombination von Brian Kendrick und bescheuerten Partnern, Santina Marella und uninteressanten Handicap-Matches vollzustopfen. William Regal, Matt Hardy, Kofi Kingston, MVP – das ist der richtige Ansatz. Eine anständige Tag Team Fehde mit den Colons, Kendrick und einem guten Partner. Eine Storyline für The Miz. Das Potenzial, nicht hinterherhinken zu müssen ist da, aber momentan noch gänzlich unausgeschöpft. Man klebt das Spotlight fest an Orton, Cena, Batista und jetzt auch Ric Flair und das ist wie Gift für die Shows.
Smackdown und ECW haben Gleichgewicht – sie verzahnen ihre Storylines miteinander und bauen in sich geschlossene Sendungen auf, die in der ersten Viertelstunde genauso spannend und unterhaltsam sind wie in der letzten Viertelstunde. Punk, Jericho und Christian. Dazu noch Umaga, Edge und sogar das Knox/Killings-Intermezzo. Das ist Unterhaltung und ich kann mich schwer erinnern, wann ich das letzte Mal so zufrieden mit den B- und C-Brands war. Der Rosterpunkt geht also ganz klar wieder an die Jungs und Mädels von Teddy und Tiff.


Matches und PPV-Tops
1. Jack Swagger vs. Christian Judgment Day
2. Chris Jericho vs. Rey Mysterio Judgment Day
3. John Morrison vs. Shelton Benjamin Judgment Day

Für mich waren Swagger und Christian zum zweiten Mal in Folge der absolute Showstealer beim Pay Per View. Bei Backlash noch ein wenig eindeutiger, doch auch bei Judgment Day bewiesen die beiden, dass sie eine unglaubliche Chemie zusammen haben und verdammt genial harmonieren. Vince McMahon’s Fehlen in den Shows der letzten Wochen erkläre ich dadurch, dass er zu doll gegen die Wand gelaufen ist – vor Ärger über seine dümmliche Entscheidung, Swagger und Christian nicht gemeinsam auf die WrestleMania-Card zu lassen. Jack Swagger war noch nicht soweit. Backlash und Judgment Day gesehen?

Es ist der Wahnsinn. Die einzige Möglichkeit, dass ich ein Rey Mysterio-Match an dieser Stelle nennen würde sah ich in dem Szenario, in dem der kleine Mann durch irgendeinen untalentierten Klotz nach Strich und Faden auseinander genommen worden wäre. Nicht weil das ein schöner Kampf gewesen wäre, nein, sondern weil es mich unterhalten hätte. Doch jeglicher Mytserio-Hass Hin oder Her – dieser Kampf war toll. Von Vorne bis Hinten und zu danken haben wir das nicht nur Chris Jericho. Ich freu mich wirklich auf die Weiterführung und ziehe meinen Hut vor einem kleinen Mexikaner, den ich eigentlich gar nicht mag.

Die Storyline zwischen Morrison und Benjamin war öde – es fing so gut an, als man John gegen Jericho stellte, da wirkte der Schwenk zu Shelton doch wirklich boooring. Gerade weil dadurch klar war, dass es Morrison so niemals auf eine PPV-Card schaffen würde. Schließlich hatte man seinen Kampf gegen Jericho sogar bei Superstars verbraten. Plötzlich strafte WWE uns alle Lügen und packte den Kampf auf die Card, was die beiden Kontrahenten mit jeder Aktion rechtfertigten. Ganz großes Kino.

Und wieder ist es eine ganz klare Nummer, wer hier den Punkt bekommt. Ich versuche wirklich, nicht parteiisch zu sein, aber, hey Mann, ich meine, ihr habt die Shows doch auch gesehen, oder?


Das Überflüssigste zum Schluss
1. Jerry Lawler’s RAW-Auftritt
2. Festus
3. Zack Ryder

Irgendwie sah es ja schon witzig aus, wie die Heels bei der letzten RAW-Ausgabe so den Ring stürmten und der weltbeste Doppelgänger von Prinz Frederic von Anhalt’s Stiefsohn Marcus im Königsstrampler ausgerechnet auf Big Show losstürmte. Eine wirkliche Begründung und sinnvolle Erklärung, warum Jerry Lawler denn nun in diesem Kampf antrat, hat sich mit allerdings nicht erschlossen. Ach, und eigentlich will ich es auch gar nicht wissen.

Der Split von Jesse und Festus bei der Draft Lottery gab viele Rätsel auf. Beantwortet wurde allerdings noch kein einziges. Erst tauchte Festus bei einem Gesangsduell mit Jillian Hall auf, was an… mir fehlen die Worte… kaum zu überbieten war und dann ist er plötzlich Heel an der Seite von Brian Kendrick und verliert gegen Goldust und Hornswoggle? Gnjiaaah. Da hat es Jesse ja noch gut getroffen. Wer nicht zu sehen ist, der macht sich auch nicht lächerlich.

Zack Ryder durfte bei ECW einen Sieg einfahren. Einen Squash sogar. Ich könnte jetzt davon berichten, aber… kennt Ihr „Didi, der Doppelgänger“? Daraus entstammt folgendes Zitat: „Schreiben Sie es auf. Dauert mir zu lange. Ich kümmere mich später darum.“ Das werde ich zwar nicht tun, also später drum kümmern, aber trotzdem unterstreicht dieses Zitat blendend, warum Zack Ryder ein perfektes Beispiel dafür ist, warum es diese Rubrik in meiner Kolumne gibt.


Unterm Strich
Hatten wir jetzt einen guten Monat oder nicht? Ja, hatten wir. Doch leider spielte sich dieser fast ausnahmslos am Dienstag- und am Freitagabend ab. Zudem bereichern die Superstars-Ausgaben die aktuelle WWE-Landschaft wirklich und es macht Spaß, die vielen gedrafteten Figuren in ihren neuen Rollen zu beobachten. Das Ergebnis der langen Einleitung: 2009 ist das Jahr, in dem Smackdown endlich mal gewann – und dieses Mal so deutlich, dass RAW wie ein Kleinkind mit vollgemachter Hose heulend im Swimmingpool steht.

Nach Showpunkten geht der Mai 4 : 0 an Smackdown & ECW.

RAW schlägt mit der letzten Ausgabe zumindest eine gute Richtung ein. Neben einigem Bullshit waren zumindest ein paar nette Segmente und ein interessantes US-Title-Szenario dabei. Und doch muss ich sagen, dass ich mich unglaublich wenig auf Extreme Rules freue – einem PPV, der vom Konzept her eigentlich ein Selbstgänger sein sollte. Das, was mir auf der Card gefällt, das kommt nicht von RAW. Aber da müssen wir jetzt durch und betend, dass Ric Flair seinen Armani anbehält, endet dieses Best of und ich wünsche Euch wie immer abschließend eine gute Zeit.

Ben